Gewaltprävention auf die Tagesordnung setzen

Kampagne #GewaltAngehen gegen Übergriffe auf Beschäftigte im öffentlichen Dienst

17.02.2025

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Carsten Grawunder, parteiloser Bürgermeister in Drensteinfurt, kennt aggressives Verhalten aus eigener Erfahrung und aus seiner Verwaltung. 

46 Prozent der Beschäftigten in der öffentlichen Verwaltung waren laut einer forsa-Umfrage im Auftrag der DGUV in den letzten zwölf Monaten von verbaler Gewalt betroffen - wurden angeschrien oder beleidigt. Damit belegt diese Branche den traurigen zweiten Platz, knapp hinter dem Gesundheits- und Sozialwesen mit 49 Prozent. Aus diesem Grund richtet die aktuelle Kampagne #GewaltAngehen der gesetzlichen Unfallversicherung in ihrem nächsten Schritt die Aufmerksamkeit gezielt auf Beschäftigte im öffentlichen Dienst.

"Alle Untersuchungen und Befragungen zeigen, dass die Zahl der Fälle gestiegen ist, ebenso die Qualität der Gewalt. Und das branchenübergreifend", sagt Kampagnen-Testimonial Andre Niewöhner, Polizeioberrat in Coesfeld und aktiv im nordrheinwestfälischen Präventionsnetzwerk #sicherimDienst. "Früher hatten wir vor allem Einsatzkräfte, Rettungskräfte, Polizei und Feuerwehr im Fokus. Aber es betrifft ganz viele Dienstbereiche, in denen Anfeindungen, Beleidigungen und Drohungen bis hin zu gewalttätigen Übergriffen mittlerweile Alltag geworden sind."

Carsten Grawunder, parteiloser Bürgermeister in Drensteinfurt und ein weiteres Testimonial von #GewaltAngehen, kennt aggressives Verhalten aus eigener Erfahrung und aus seiner Verwaltung: "Wir haben seit Jahren leider immer häufiger mit Bürgern zu tun, die mit den Leistungen oder auch den versagten Leistungen unserer Verwaltung so unzufrieden und verärgert sind, dass sie verbal ausfallend werden. Das finde ich nicht hinnehmbar. Derartige Vorkommnisse werden von mir als Behördenleiter konsequent zur Anzeige gebracht; intern werden diese Dinge im Team aufbereitet."

Infoportal "Die sichere Verwaltung"

Was können Einrichtungen und Verwaltungen tun, um ihre Beschäftigten besser zu schützen und auf gefährliche Situationen vorzubereiten? Die Kampagnenseite www.gewalt-angehen.de präsentiert Interviews mit Testimonials wie Niewöhner oder Grawunder. Sie gibt Tipps und stellt Projekte wie das Infoportal „Die sichere Verwaltung“ der Unfallkasse NRW vor. Dort können Nutzende eine virtuelle Verwaltung erkunden - vom Wartebereich bis in die Büros. Interaktiv werden die baulichen und organisatorischen Anforderungen aus Sicht der Gewaltprävention erläutert.

Polizeioberrat Niewöhner betont, dass jede Einrichtung dazu beitragen kann, Beschäftigte vor Übergriffen zu schützen: "Führungskräfte sollten das Thema Gewaltprävention auf die Tagesordnung setzen. Man kann darüber in der täglichen Dienstbesprechung reden, in Führungskonferenzen oder in anderen Meetings. Und, das verspreche ich: Wenn die Beschäftigten merken, die Vorgesetzten interessieren sich dafür, dann bekommen sie auch Antworten auf die Frage, wie groß das Gewaltproblem im Team ist."

Bürgermeister Carsten Grawunder hat in Drensteinfurt bereits Präventionsmaßnahmen eingeleitet: Arbeitsbereiche mit regelmäßigem Publikumsverkehr wurden so umgestaltet, dass die Beschäftigten die Möglichkeit haben, sich in einer Bedrohungslage sicher zu entfernen. Seit zwei Jahren gibt es auch gezielte Deeskalationstrainings, um die Beschäftigten auf mögliche Konfliktsituationen vorzubereiten. Darüber hinaus hat Grawunder den zunehmend rauer werdenden Ton in der Kommunalpolitik zum Thema gemacht: "Wir haben dieses Phänomen im letzten Jahr in einem Gespräch mit den Fraktionsspitzen und dem Verwaltungsvorstand einmal ausführlich thematisiert und uns darauf verständigt, dass wir grundsätzlich auf einer sachlichen Ebene miteinander arbeiten wollen. Das gelingt seither überwiegend, aber leider auch nicht vollständig."

Carsten Grawunder hat entschieden, sich bei den Kommunalwahlen am 14. September 2025 nicht erneut zur Wahl zu stellen.

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