IFA Report 2/2025 - Absaugsysteme zur Verringerung der Formaldehydbelastung in Pathologien

Titelseite des IFA Reports 2/2025

Titelseite des IFA Reports 2/2025
Bild: DGUV

Kurzfassung

In Pathologien werden Gewebeproben histologisch aufbereitet und ausgewertet. Durch die Fixierung des Probenmaterials in Formaldehydlösungen sind die Beschäftigten in der Regel gegenüber Formaldehyd exponiert. Zur Reduzierung der Belastung werden Tätigkeiten mit Formaldehydlösung wie Zuschnei- dearbeiten an speziellen, abgesaugten Arbeitstischen mit Lochblechen (Pathologietischen) ausgeführt. Trotz Verwendung dieser Tische zeigt die Praxis, dass der Arbeitsplatzgrenzwert (AGW) für Formaldehyd (0,37 mg/m3) in Pathologien oftmals überschritten wird.

An einem Pathologietisch wurden im Rahmen dieses Projektes strömungstechnische und nachstellende Untersuchungen durchgeführt. Für die nachstellenden Untersuchungen wurden zum einen Zuschneidearbeiten simuliert und die dabei in der Raumluft auftretenden Formaldehydkonzentrationen durch Wiederholungsmessungen an unterschiedlichen Messpunkten und unter Variation von Randbedingungen (insbesondere Absaugvolumenstrom) ermittelt. Zum anderen wurden weitere Tätigkeiten mit Formaldehydlösungen in Pathologien (z. B. Umfüllen, Abgießen) simuliert und die dabei auftretenden Expositionen gemessen.

Im Projekt wurde gezeigt, dass die Erfassungsluftgeschwindigkeit an Patholo- gietischen mit einfach zu handhabenden Messeinrichtungen (z. B. Anemometer) mit hinreichender Genauigkeit zu ermitteln ist, sodass die ausreichende Wirksamkeit der Erfassung an Arbeitsplätzen mit Lochblechabsaugung ohne aufwändige Arbeitsplatzmessungen beurteilt werden kann. Für die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) wurde damit eine einfache Möglichkeit geschaffen, die Wirksamkeit einer Untertisch-Absaugung in Pathologien zu überprüfen. Mit dem von der BGW verwendeten Messsystem (Volumenstrom-Messhaube und 100 mm-Flügelradsonde der Fa. Testo) bedeutet ein Messwert von 0,9 m/s eine ausreichend wirksame Absaugung. Dies entspricht einem Absaugvolumenstrom von ca. 500 m3/h je Quadratmeter Tischfläche.

Eine wichtige Erkenntnis des Projektes ist, dass beim Zuschnitt eine Absaugung zwischen Schneidbrett und Person vorhanden sein muss, da ansonsten Formaldehyddämpfe infolge des thermischen Auftriebs die Konzentration im Atembereich erhöhen. Hierzu reicht ein kleiner Abstand zwischen Schneid- brett und vorderer Tischkante. Der Einsatz einer Haube ("halboffene Erfassung") reduziert den für eine ausreichende Erfassung erforderlichen Luftvolumenstrom. Die Erfahrung der Praxis und Prüfstandsversuche haben gezeigt, dass die Ergonomie beim Einsatz einer Haube beachtet werden muss, um das Arbeiten nicht zu behindern. Des Weiteren wurde gezeigt, dass für Entsorgungs- und insbesondere für Umfüllvorgänge selbst bei Absaugvolumenströmen zwischen 300 und 1000 m3/h bei der gewählten abgesaugten Fläche keine sichere Grenzwerteinhaltung möglich ist. Gründe hierfür sind zum einen große emittierende Flüssigkeitsoberflächen und zum anderen der Abstand zur Erfassungsebene. Für eine Einhaltung des AGW wird empfohlen, Umfülltätigkeiten in einem Abzug durchzuführen. Ob der Einsatz einer Haube bei diesen Tätigkeiten möglich ist, müssen Praxiserfahrungen zeigen.


Bibliografische Angaben

Schlatter, S.; Stockmann, R.; Rissler, J.; Wegscheider, W.; Thomas, B.: Absaugsysteme zur Verringerung der Formaldehydbelastung in Pathologien - Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz
Hrsg.: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V. (DGUV), Berlin 2024
978-3-948657-71-0