Psychosoziale Gesundheitsrisiken und -ressourcen im Bereich ambulanter haushaltsnaher Dienste

Projekt-Nr. UVT BGW1599

Status:

abgeschlossen 06/2024

Zielsetzung:

Das Vorhaben diente der Entwicklung von präventionsorientierte Handlungsempfehlungen auf der Basis von Ermittlung psychosozialer Gesundheitsrisken und -ressourcen von Haushaltshilfen im Rahmen der häuslichen Pflegehilfe.

Aktivitäten/Methoden:

Das Projekt verfolgte ein exploratives und qualitatives Forschungsdesign, das verschiedene Methoden kombinierte:

  1. sechs qualitative leitfadengestützte Interviews mit Fachleuten aus den Bereichen Hauswirtschaftswissenschaft und -praxis bzw. haushaltsnahe Dienstleistungen, Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie Gewerkschaften;
  2. zwei qualitative Betriebsfallstudien zu den Arbeitsbedingungen von Haushaltshilfen im Rahmen der häuslichen Pflegehilfe mit insgesamt drei Gruppendiskussionen mit Haushaltshilfen, drei Gruppendiskussionen mit Führungskräften sowie einem Interview mit einer Fachkraft zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement, hierbei handelte es sich um einen privatwirtschaftlichen und einen freigemeinnützigen Träger;
  3. ein digital durchgeführter Expertenworkshop, in dem Zwischenergebnisse aus den qualitativen Interviews und den beiden Betriebsfallstudien präsentiert und erörtert wurden. Die Teilnehmenden kamen aus den gleichen Professionen wie die interviewten Expertinnen und Experten, da es sich größtenteils um den gleichen Personenkreis handelte. Überdies wurden weitere thematisch einschlägige Fachpersonen eingeladen.

Ergebnisse:

Die Projektergebnisse zeigen, dass die Tätigkeit der haushaltsnahen Dienstleistung im Umfeld von Pflegebedürftigkeit eine Vielzahl psychosozialer Risiken und Ressourcen aufweist, wobei speziell die Interaktionsarbeit mit den pflegebedürftigen Personen und ihrem Sorgenetzwerk als Tätigkeitsanforderung eine besondere Relevanz hat. Die Interaktionsarbeit der Haushaltshilfen zeigt auf der einen Seite eine Quelle arbeitsbezogener Sinnstiftung. Auf der anderen Seite erweisen sich Interaktionskonflikte, verbale Gewalterfahrungen am Arbeitsplatz Privathaushalt, Probleme, das Verhältnis von personaler Nähe und professioneller Distanz auszubalancieren, der Umgang mit Tod, Leiden und Sterben der pflegebedürftigen Personen sowie erlebte Anerkennungsdefizite als zentrale psychosoziale Stressoren der Haushaltshilfen. Deutlich wurde, dass die Arbeit in Privathaushalten, gesundheitsorientierte Führung und Decent-Work-Kriterien zukünftig eine verstärkte Beachtung im Rahmen der Präventionsarbeit dieser Beschäftigtengruppe einnehmen sollten. Die Decent-Work-Perspektive sollte hierbei mit Präventionsansätzen kombiniert werden, da die Tätigkeitsgruppe erhöhte Prekaritätsrisiken aufweist. Auf Basis der Kernergebnisse wurden präventive Gestaltungsempfehlungen entwickelt, die sich sowohl an der Ressourcenentwicklung als auch der Reduzierung von Belastungen orientieren.

Stand:

07.10.2025

Projekt

Gefördert durch:
  • Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW)
Projektdurchführung:
  • Institut Arbeit und Wirtschaft (iaw) der Universität Bremen
  • Institut für Gesundheitsforschung und Bildung (IGB) Universität Osnabrück
Branche(n):

Gesundheitswesen

Gefährdungsart(en):

Psychische Fehlbelastungen

Schlagworte:

Psychische Beanspruchung/Belastung, Psycho-soziale Risikofaktoren, Prävention

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Haushaltshillfe, häusliche Pflege

Weitere Informationen

  • Becke, Guido; Becker-Pülm, Lena; Busse, Britta; Wirth, Lena-Marie; Jalaß, Isabel; Hülsken-Giesler, Manfred (2024): Abschlussbericht "Psychosoziale Gesundheitsrisken und -ressourcen im Bereich ambulanter haushaltsnaher Dienste (PsyGeRaH)". Bremen und Osnabrück
  • Wirth, Lena Marie; Becke, Guido; Becker-Pülm, Lena; Jalaß, Isabel; Hülsken-Giesler, Manfred (2023): Interaktionsanforderungen haushaltsnaher Dienstleistungen im Umfeld von Pflegebedürftigkeit. Einblicke in die Risiken und Ressourcen eines wachsenden Beschäftigungsfelds. Berufsbildung. Fachdidaktik Care Work, 4, S. 17-20