Humanbiomonitoring von Feuerwehreinsatzkräften bei Realbränden

Projekt-Nr. IPA 143

Status:

abgeschlossen 06/2021

Zielsetzung:

Mithilfe dieses Projektes soll geklärt werden, ob und wenn ja, wie viel von krebserzeugenden polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) im Feuerwehreinsatz bei der Brandbekämpfung über die Haut von Feuerwehreinsatzkräften aufgenommen wird. In Deutschland gibt es ungefähr 40.000 hauptamtliche und 1,3 Millionen ehrenamtliche Feuerwehreinsatzkräfte. Diese sind bei ihren Einsätzen einer Vielzahl von Gefährdungen ausgesetzt. Diese Studie soll einen Einblick in die reale Expositionssituation von Feuerwehreinsatzkräften geben und als Grundlage für die Anpassung der Zentralen Expositionsdatenbank (ZED) dienen. Ergänzend dazu ist es auch wichtig, die Kontaminationen bzw. deren Einwirken auf die Einsatzkräfte selbst zu minimieren. Dieses Projekt soll helfen, Strategien und Verhaltensweisen zu entwickeln, um eine wirksame Expositionsvermeidung im Einsatzalltag zu erreichen. Langfristig sollen dadurch berufsbedingte bzw. durch die ehrenamtliche Tätigkeit erworbene Krebserkrankungen vermieden werden.

Aktivitäten/Methoden:

Diese Studie ist als Querschnittstudie angelegt. Die teilnehmenden Personen werden dafür an einem definierten Zeitpunkt untersucht, um die akute Exposition gegenüber PAK bei realen Brandeinsätzen zu erfassen. Als Parameter für die chronische Belastung gegenüber krebserzeugenden Gefahrstoffen wird die Exposition gegenüber Dioxinen gemessen. Zudem werden einige Einsatzkräfte Baumwollwäsche unter der persönlichen Schutzausrüstung tragen, um die Kontamination der Haut zu erfassen. Nach dem Einsatz werden die gespendeten Urine auf PAK-Stoffwechselprodukte untersucht. Insgesamt werden die Brandeinsätze in sieben verschiedenen Einsatzszenarien unterteilt. Die Expositionsverteilung innerhalb eines Szenarios und zwischen den Szenarien wird ermittelt. Insgesamt werden 250 Feuerwehreinsatzkräfte untersucht.

Ergebnisse:

Bei den 70 Brandeinsätzen zeigte sich ein Anstieg der mittleren 1-OHP-Konzentration, allerdings blieb der überwiegende Anteil der Proben in Abhängigkeit vom Rauchstatus der Teilnehmenden unterhalb der jeweiligen Referenzwerte der Allgemeinbevölkerung, zeigte also keine erhöhte Belastung.

Diese erste deutsche Studie zur inneren PAK-Belastung von Feuerwehreinsatzkräften nach Realbrandeinsätzen bestätigt die Ergebnisse anderer Biomonitoring-Studien bei Realbrandereignissen in Nordamerika. Sie zeigt weiterhin, dass auch die Haut ein Aufnahmeweg für PAK bei Feuerwehreinsatzkräften sein kann. Jedoch verringert eine korrekt angelegte, funktionsfähige moderne Schutzkleidung sowie das bedarfsgerechte Tragen von umluftunabhängigem Atemschutz die Aufnahme von PAK deutlich. Bei der Beurteilung möglicher gesundheitlicher Risiken muss aber auch berücksichtigt werden, dass bei Feuerwehreinsatzkräften höhere Expositionen nicht jeden Tag und über das gesamte Berufsleben auftreten, wie dies bei anderen gewerblichen PAK-Expositionen zum Beispiel im Bereich von Kokereien oder der Herstellung von feuerfesten Materialien der Fall sein kann. Entsprechend ist davon auszugehen, dass auch das daraus resultierende Gesundheitsrisiko erheblich geringer ist.

Insgesamt zeigen die Ergebnisse der Humanbiomonitoringuntersuchung deutlich, dass die derzeit eingesetzten Präventionsmaßnahmen, zu denen im Wesentlichen die korrekt eingesetzte Persönliche Schutzausrüstung gehört, geeignet sind, Belastungen gegenüber PAK zu minimieren. Hinsichtlich der PAK-Exposition ist die Tätigkeit als Feuerwehreinsatzkraft unter den gegenwärtigen Schutzbedingungen als sicher anzusehen. Dabei ist auch der sachgerechte Umgang mit der nach einem Brandereignis kontaminierten Schutzausrüstung ein weiterer Präventionsbaustein bei der Minimierung der Exposition gegenüber PAK.

Stand:

25.11.2021

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
  • Fachbereich Feuerwehren, Hilfeleistungen, Brandschutz (FB FHB) der DGUV
Projektdurchführung:
  • Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA)
  • SiGe Abteilung Sicherheit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung
  • Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI)
  • BG BAU - Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft
  • Unfallkasse Baden-Württemberg
  • Unfallkasse Nordrhein-Westfalen
  • Unfallkasse Berlin
  • Hanseatische Feuerwehr-Unfallkasse Nord
  • Feuerwehr-Unfallkasse Mitte
  • Feuerwehrunfallkasse Niedersachsen
  • Feuerwehr Hamburg
  • Berliner Feuerwehr
  • Feuerwehr Bremen
  • Fachbereich Feuerwehren, Hilfeleistungen, Brandschutz (FB FHB) der DGUV
  • Feuerwehr Bochum
  • Deutscher Feuerwehrverband e.V. (DFV)
  • Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren (AGBF)
  • Berufsverband Feuerwehr e.V.
  • Ver.di
  • FeuerKrebs gUG
Branche(n):

Öffentlicher Dienst

Gefährdungsart(en):

Arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren, Gefahrstoffe

Schlagworte:

Arbeitsumwelt (Belastungen, Gefährdungen, Expositionen, Risiken)

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Humanbiomonitoring, Krebsrisiko, Feuerwehrdienst, dermale Resorption

Kontakt

Weitere Informationen

Projekt FF-FP0414: Krebsrisiko im Feuerwehrdienst - Biomonitoring von Feuerwehreinsatzkräften bei Realbränden