Weiterentwicklung der arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchung G 46 'Muskel-Skelett-System'

Projekt-Nr. IFA 4196

Status:

abgeschlossen 01/2014

Zielsetzung:

Im Rahmen des von der DGUV geförderten Projekts (FF-FP0293): "Weiterentwicklung der arbeitsmedizinischen Vorsorge G 46" werden von der RWTH Aachen, Institut für Arbeitsmedizin, intensive funktionsdiagnostische Untersuchungen nach der "Fokus"-Methode und psychische Gefährdungsbeurteilungen bei ca. 400 Beschäftigte in der Zerspanungsmechanik aus elf Metall verarbeitenden Betrieben durchgeführt. Das IFA war als Kooperationspartner dieser Studie gebeten worden, intensive Gefährdungsbeurteilungen der physischen Rückenbelastungen durchzuführen. Die physischen und psychischen Expositionsdaten sollten mit den Ergebnissen aus den Beschwerdebefragungen und funktionsdiagnostischen Untersuchungen korreliert werden, um Ansätze für Verbesserung der arbeitsmedizinischen Vorsorge nach G 46 zu erhalten. Der Schwerpunkt des hier beschriebenen IFA-Projekts liegt in der Erfassung und Analyse der physischen Belastungsdaten.

Aktivitäten/Methoden:

410 Beschäftigte in der Zerspanungsmechanik (373 Männer, 37 Frauen) von elf Unternehmen und acht Tätigkeitsgruppen nahmen als Probanden an der Studie teil. Die subjektiv empfundenen Beschwerden in der Lenden (LWS)- und Halswirbelsäule (HWS) wurden mit dem standardisierten Nordischen Fragebogen erfasst. Eine Teilgruppe von 78 Probanden (73 Männer, 5 Frauen) aus allen Tätigkeitsbereichen wurde ausgewählt, um Schichtmessungen der Wirbelsäulenbelastungen durchzuführen. Körperhaltungen und Lastenhandhabungen wurden mit dem personengebundenen Messsystem CUELA durchgeführt. Für alle Probanden des Subkollektivs wurden kumulative Dosiswerte für Rumpfvorbeugewinkel, gehandhabte Lastgewichte, Lumbalmomente und Bandscheibenkompressionskräfte an der untersten Bandscheibe L5/S1 berechnet. Korrelationen und Odds ratios wurden berechnet, um den Zusammenhang zwischen subjektiv empfundenen HWS- und LWS-Beschwerden und den kumulativen Arbeitsbelastungen zu bestimmen.

Ergebnisse:

Die Belastungsdosiswerte variierten stark zwischen den verschiedenen Tätigkeitsgruppen. Über alle Tätigkeiten wurden mittlere kumulative Oberkörperneigungen von 160000±90000°s, Lastenhandhabungen von 2.8000±2.2000 kgs, Lumbalmomente von 200±80 Nmh und lumbale Kompressionskräfte von 3.9±2 kNh pro Tag gemessen. Für den Zusammenhang zwischen kumulativen Oberkörperneigungen und den subjektiv empfundenen LWS- und HWS-Beschwerden wurde eine signifikante Korrelation mit einem OR von 2.07 (KI: 1.08 – 3.98) für das höchste gegenüber dem kleinsten Expositionsquintil gefunden. Hieraus kann ein konkreter Richtwert für die Gefährdungsbeurteilung beim Arbeiten in Oberkörperzwangshaltungen abgeleitet waren, der als Auswahlkriterium für die G46-Untersuchung herangezogen werden kann. Für andere Belastungsarten ergaben sich häufig U-förmige Belastungs-Beschwerdeverläufe.

Stand:

02.05.2016

Projekt

Gefördert durch:
  • Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV)
Projektdurchführung:
  • Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA)
  • RWTH Aachen Institut für Arbeitsmedizin
Branche(n):

Metallbearbeitung

Gefährdungsart(en):

Mehrfachbelastungen, Handhabung von Lasten, Psychische Fehlbelastungen

Schlagworte:

Ergonomie, Arbeitsmedizinische Vorsorge, Muskel-Skelett-Erkrankungen (außer Krebserkrankungen)

Weitere Schlagworte zum Projekt:

Arbeitsmedizinische Vorsorge G 46, Gefährdungsbeurteilung bei physischen und psychischen Belastungen, Muskel-Skelett-System, Beschäftigte in der Zerspannungsmechanik, Metallverarbeitende Industrie.

Kontakt

Weitere Informationen

R. Winkler, J Lang, J Bechmann, R Ellegast, T Kraus, E Ochsmann (2012, November). Prädiktiver Einfluss psychosozialer Faktoren auf akute Beschwerden des Lendenwirbelsäulenbereichs und Nackens – erste Ergebnisse. Vortrag auf dem 16. Symposium Arbeitsmedizin und Arbeitswissenschaft für Nachwuchswissenschaftler des Forums Arbeitspsychologie der DGAUM, Bad Münder.