Fallversuche mit Kombinationen von Atemschutz, Kopfschutz und PSA gegen Absturz

Dummy im Test

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Lage der Person (Dummy) mit Kombination aus Atem-, Kopf- und Absturzschutz nach Auffangvorgang
Bild: IFA

In der Industrie und bei den Grubenwehren im Bergbau werden bei Absturzgefahr Kombinationen von Persönlicher Schutzausrüstung (PSA) benutzt, unter anderem in den Bereichen Industrieschutz, Korrosionsschutz, Befahren von Behältern, Abbrucharbeiten oder Feuerungsbau. Gemeinsam mit dem Fachbereich Persönliche Schutzausrüstungen, Sachgebiet "PSA gegen Absturz/Rettungsausrüstungen", untersuchte das IFA die Wechselwirkung von PSA-Kombinationen - bestehend aus Atemschutz, Kopfschutz und PSA gegen Absturz - beim Auffangen in einem Auffangsystem sowie die speziellen Verletzungsrisiken und besondere Effekte der einzelnen PSA-Arten beim Fall und beim Auffangvorgang.


Dummy 2

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Unakzeptables Risiko durch gefährliches Abgleiten des Atemschutzgurtes
Bild: IFA

Durchführung

Mehrere Reihen von Fallversuchen mit einem Gliederdummy fanden statt mit einem typischen Auffangsystem, bestehend aus Auffanggurt und Seilfalldämpfer. Je ein Auffanggurt aus der Industrie und aus dem Bereich der Grubenwehren wurde untersucht und dabei insbesondere die Auswirkung von hinterer und vorderer Auffangöse auf das Gesamtsystem ermittelt. Als Atemschutz dienten drei Varianten: schwerer Atemschutz (Pressluftatmer mit Vollgesichtsmaske) und zwei verschiedene Typen von Halbmasken mit Filtern. Als Kopfschutz wurde ein Industrieschutzhelm mit 6-Punkt-Gurt und Kinnriemen benutzt. Der Auffangvorgang und die Wechselwirkung der PSA-Kombinationen sollte bei verschiedenen Absturzvarianten untersucht werden. Beschleunigungsmessungen im Kopf und an der Halswirbelsäule fanden zur Identifikation von Verletzungsrisiken statt. Die Auffangvorgänge wurden durch Videoaufnahmen und die ermittelten Effekte fototechnisch dokumentiert.


Dummy 3

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Unakzeptables Risiko durch Lösen der Steckverbindung des Atemschutzschlauches beim Auffangvorgang,
Bild: IFA

Ergebnisse

Bei den gleichzeitig benutzten PSA gegen Absturz, Kopfschutz und Atemschutz kam es bei bestimmten Kombinationen zu einer Reduzierung oder sogar Aufhebung der Schutzwirkungen von Atem- und Kopfschutz, besonders gravierend bei der Kombination von PSA gegen Absturz mit Atemschutz. Durch die Bewegung der vorderen Auffangöse im Brustbereich, die beim Auffangvorgang mit hoher Stoßwirkung nach oben schnellt, wurde die Atemschutzmaske häufig gegen das Gesicht gestoßen, sodass die Atemschutzwirkung nicht mehr gegeben war und zusätzliche Risiken für Kopfverletzungen entstanden. Der nach hinten geschleuderte Schutzhelm erzeugte durch den straffen Kinnriemen Verletzungsrisiken im Hals-Kehlkopf-Bereich. Die gleichen Risiken entstanden bei mehreren Fallversuchen, bei denen die hintere Auffangöse benutzt worden war. Sie wurde dabei bis in den obersten Nackenbereich beschleunigt. Dadurch kam es zu einer stoßartigen Bewegung des hinteren Helmrandes nach oben, sodass der Helm durch seine Fixierung mit dem festen Kinnriemen am Kopf ruckartig in den Gesichtsbereich kippte, wo er die Atemschutzmaske beschädigte und damit den Atemschutz aufhob – bei gleichzeitigem Risiko gravierender Gesichtsverletzungen. Zudem erzeugte er durch die Straffung des Kinnriemens Verletzungsrisiken im Hals- und Kehlkopfbereich. Als weitere riskante Wechselwirkungen dieser PSA-Kombinationen sind starke Verzerrungen der Gurtbänder des Atemschutzsystems aufgrund von Trägheitskräften, die den Halsbereich beträchtlich belasten können, zu nennen. In einem Fall kam es zu einem Lösen des Atemschlauchsteckers am Zugang zur Kopfmaske aufgrund der hohen Verzögerungen beim Auffangvorgang.

Konsequenzen

Für andere PSA-Arten, die zusammen mit PSA gegen Absturz benutzt werden sollen, sollte daher immer mit notwendiger Sorgfalt abgeschätzt werden, ob beim Auffangvorgang die Schutzwirkungen aller PSA-Arten durch die hohen dynamischen Bewegungen und Kräfte im Auffangsystem erhalten bleiben. Die Wechselwirkungen von PSA-Kombinationen beim Auffangvorgang nach Absturz einer Person sind nicht ausreichend untersucht und es existieren bisher keine geeigneten Prüfverfahren, um spezielle Kombinationen auf Eignung zu prüfen. Der sorgfältigen Gefährdungsbeurteilung des Anwenders zur benutzten PSA-Kombination kommt daher eine sehr hohe Bedeutung zu.


Ansprechpartner

Kevin Zimnik

Unfallprävention: Digitalisierung - Technologien

Tel: +49 30 13001-3554
Fax: +49 30 13001-38001