Arbeitsmedizinische Fortbildungen sind wichtig, um auf dem aktuellen Wissenstand zu bleiben. Nur so können Vorsorge und fachgerechte Betreuung von Versicherten sowie Patientinnen und Patienten gewährleistet werden. Das IPA bietet gemeinsam mit dem Institut für Arbeit und Gesundheit (IAG), DGUV Akademie Dresden, Online-Fortbildungskolloquien für Ärztinnen und Ärzte der Arbeits- und Betriebsmedizin sowie arbeitsmedizinisch interessiertes Fachpersonal an. Für die beiden in diesem Jahr noch folgenden Termine ist die Anmeldung bereits jetzt möglich: Am 18. September ist das Thema „Demografischer Wandel“ und am 11. Dezember wird es um „Telemedizin und KI“ gehen. Die Veranstaltungen finden online als Videokonferenz per Webex statt und werden kostenfrei angeboten. Fortbildungspunkte werden für Ärztinnen und Ärzte bei der Ärztekammer Westfalen-Lippe beantragt.
Das zweite Online-Kolloquium 2024 zum Thema „Folgen des Klimawandels – Allergien, Hitze und UV-Schutz“ stieß auf großes Interesse. Mehr als 98 Teilnehmende waren bei der Online-Veranstaltung dabei. Der Klimawandel beeinflusst die Gesundheit der Beschäftigten schon heute und kann zu beruflich bedingten Erkrankungen führen beziehungsweise schon bestehende Erkrankungen verstärken. Das Online-Kolloquium beleuchtete die damit verbundenen Aspekte und Ursachen. Zudem wurden die Herausforderungen aufgezeigt, die der Klimawandel für den Schutz der Beschäftigten am Arbeitsplatz mit sich bringt. Es wurde betont, dass Unternehmen die veränderten Risiken durch den Klimawandel bei ihren Gefährdungsbeurteilungen berücksichtigen müssen.
Prof. Dr. Monika Raulf, IPA, sprach zum Thema „Klimawandel und Allergien – Allergene an Arbeitsplätzen und in der Umwelt“. Sie veranschaulichte, wie der Klimawandel die Entstehung und den Verlauf von allergischen Erkrankungen direkt und indirekt beeinflusst. Steigende Temperaturen begünstigen die Verlängerung von Vegetationsperioden, so dass es zu einem verstärkten und frühzeitigen Einsetzen des Pollenflugs kommen kann. Die Pollen werden zudem „allergener“, das heißt sie produzieren mehr Allergene, bedingt unter anderem durch Umweltschadstoffe. Zudem kommt es durch die höheren Temperaturen zur Ansiedlung von neuen, ehemals bei uns nicht heimischen Pflanzen. Diese Faktoren können das Auftreten, die Häufigkeit sowie die Schwere von allergischen Erkrankungen begünstigen. Davon besonders betroffen sind Beschäftigte an Outdoor-Arbeitsplätzen, zum Beispiel in der Land- und Forstwirtschaft. Außerdem geht ein steigendes gesundheitliches Risiko von Insekten und Schädlingen aus, die als Profiteure des Klimawandels vermehrt auftreten. Hierzu zählen zum Beispiel Zecken und der Eichenprozessionsspinner. Sie können Infektionskrankheiten und Allergien auslösen. In Innenräumen und damit auch an Indoor-Arbeitsplätzen könnten Beschäftigte in Zukunft durch die Dauer und Intensität von Extremereignissen wie Hitzewellen oder Starkregen und Überflutungen häufiger mit Schimmelpilzen und Milben als mögliche Allergenquellen in Kontakt kommen.
Die Bedeutung von effektivem Schutz vor UV-Strahlung an Outdoor-Arbeitsplätzen stellte der Beitrag „UV-Schutz am Arbeitsplatz: Anpassungen an die Herausforderungen des Klimawandels“ von Dr. Michal Gina (IPA) und Sven Connemann aus dem Institut für Arbeitsschutz der DGUV (IFA) dar. Durch den Klimawandel steigt auch die Intensität der UV-Strahlung. Für betroffene Beschäftigte erhöht sich somit das Risiko für akute und chronische Hauterkrankungen. Solche UV-bedingten Erkrankungen sind zum Beispiel phototoxische Reaktionen, „Sonnenallergien“, Sonnenbrand und Hautkrebs. Auch bei UV-bedingten Erkrankungen ist die Früherkennung wichtig, zum Beispiel wenn es um die Vorstufen von hellem Hautkrebs geht. Hier sind besonders eine frühe, ganzheitliche Vorsorge und Prävention notwendig. Bei Arbeiten im Freien ist nach dem TOP-Prinzip technisch – organisatorisch – persönlich – für ausreichenden Sonnenschutz zu sorgen. Bei Outdoor-Arbeiten kommen als technische Maßnahme zum Beispiel Schattenspender in Betracht. Als organisatorische Maßnahmen sollten Tätigkeiten möglichst in wenig strahlungsintensive Tageszeiten verlegt werden. Auch eine effektive Pausengestaltung, möglichst im Schatten, ist wichtig. Hinzu kommen persönliche Schutzmaßnahmen durch entsprechende Kleidung einschließlich Kopfbedeckung und der Anwendung von Sonnenschutzmitteln.
Im Vortrag von Dr. Eike Marek (IPA) stand thematisch Hitze und körperliche Belastung bei Outdoor-Tätigkeiten infolge des Klimawandels im Fokus. Betroffen sind vorwiegend Beschäftigte im Handwerk, in der Land- und Forstwirtschaft oder in der Schifffahrt. Diese Bereiche sind dadurch gekennzeichnet, dass sie an Arbeitsplätzen stattfinden, die unzureichenden Schutz vor der UV-Strahlung, Hitze und anderen Wettereinflüssen bieten. Zudem sind sie meist körperlich anstrengend, so dass durch die Muskelarbeit zusätzliche Wärme freigesetzt wird. Ist außerdem das Tragen von Schutzkleidung erforderlich, wird die bei körperlicher Arbeit nötige Wärmeabgabe durch Schweißverdunstung stark eingeschränkt. Somit wird die körpereigene Hitzeregulation beeinträchtigt. Zu den Folgen zählen dann schnellere Ermüdung und eine geringere Konzentrationsfähigkeit. Hitzestress kann zu gesundheitlichen Beschwerden führen, sich negativ auf die Leistungsfähigkeit auswirken und das Unfallrisiko erhöhen. Um dies zu vermeiden, sollten wie auch beim UV-Schutz am Arbeitsplatz nach dem TOP-Prinzip geeignete technische, organisatorische und persönliche Schutzmaßnahmen ergriffen werden.
Weitere Informationen unter:
→ www.dguv.de/ipa/lehre/fortbildung/index.jsp
Prof. Dr. Thomas Brüning
Nina Bürger
IPA