Fachveranstaltung Maschinen

Achtung Maschinenbrand

© Harald Sefrin, BG Holz und Metall

So lautete das Motto der diesjährigen Fachtagung Maschinensicherheit im Fokus Brand- und Explosionsschutz. Kernpunkt waren neben aktuellen Information zum Thema Brandschutz aus der internationalen Normung die Schutzmaßnahmen /Schutzkonzepte der Hersteller von Maschinen und Anlagen. Das Programm stieß auf sehr großes Interesse bei den Mitgliedsbetrieben und Unternehmen. "Wir mussten die Halle quer bestuhlen und eine weitere Großbildleinwand installieren, um allen 140 angemeldeten Personen die Teilnahme zu ermöglichen", so die Aussage von Frau Brummer (Abteilung Öffentlichkeitsarbeit der BGHM).

Dr. Matthias Umbreit eröffnete die Veranstaltung und verwies auf die hohe Relevanz der Thematik Brandschutz an Maschinen und Anlagen. In vielen Branchen sind mögliche Brände und Explosionen am Arbeitsplatz immer noch eine ernstzunehmende Gefahr. Gerade beim Arbeiten mit Maschinen kann es zu schweren Brandereignissen kommen. Er verwies auf eine einer Langzeitstudie des Fachverbandes Tageslicht und Rauchschutz e.V. (FVLR), wonach über ein Drittel der Industriebrände Sachschäden von mehr als 500.000 Euro verursachen. In schwerwiegenden Brandfällen gehen 43 Prozent aller betroffenen Firmen Konkurs, Nach drei Jahren sind sogar mehr als 70 Prozent der Firmen vom Markt verschwunden. Grund genug, im Rahmen eines BGHM Forschungsprojektes unter Federführung des Fachbereich Holz und Metall der DGUV die Ursachen zu ermitteln und Schutzsysteme gegen deren Auswirkungen unter praxisnahen Bedingungen zu prüfen. Hierzu wurde ein Prüfstand konstruiert und in Betrieb genommen, der weltweit einzigartig ist und die Entwicklung und Prüfung solcher Systeme ermöglicht.

Themen:

Die jüngste Überarbeitung der „Brandschutznorm für Maschinen“ stellte BGHM-Fachmann Harald Sefrin vor. Er ist Vorsitzender (Convenor) der Working Group "Machinery: Fire Prevention and Protection", welche die EN ISO 19353 "Sicherheit von Maschinen - Brandschutz" erarbeitet hat. Darin wird beschrieben, wie eine Risikobeurteilung hinsichtlich des Brandschutzes erstellt wird und anhand eines Praxisbeispiels anschaulich erläutert. "So können wirksame Schutzsysteme gegen Flammenaustritte wie beispielsweise Türlabyrinthe und Flammensperren sowie automatische Löschanlagen bereits bei der Planung und Konstruktion in das Sicherheitskonzept der Maschinen mit eingebunden werden", erläuterte Herr Sefrin.

Wie die Erkenntnisse der bestehenden Norm bereits im industriellen Alltag in der Praxis umgesetzt und angewendet werden, präsentierten zwei Vertreter der Herstellerfirmen von Werkzeugmaschinen. Herr Baumann (Fa INDEX Werke, Esslingen) erläuterte für den Bereich Drehmaschinen, wie Türlabyrinthe als zwei Kammer System ausgelegt werden, welche sich bei einer Druckbelastung infolge einer Durchzündung verschließen. Zudem sind die die Austrittspalte so gewählt, dass austretende heiße Gase möglichst "weg vom Maschinenbediener" geleitet werden. Löschanlagen sind bei geöffneter Tür inaktiv. Löschdüsen und Löschmenge werden zusammen mit dem Löschanlagenhersteller festgelegt für jeden einzelnen Maschinentyp individuell festgelegt.

Herr König (Fa Grob, Mindelheim) geht in seiner Präsentation auf Schutzkonzept für Bearbeitungszentren von Fertigungsstraßen ein. Hierbei kommen die Elemente "Erfassungssysteme mit integrierter Druckentlastungsklappe" über die gesamte Arbeitsraumbreite im Innenraum der Maschine zum Einsatz. Er stellt das Löschkonzept inklusive der Steuerung, Branddetektion sowie Verschlussklappe vor. Auch hier ist die Löschanlage deaktiviert, wenn die Arbeitsraum- oder Wartungstür geöffnet ist. Gewährleistet wird dies über einen zusätzlichen Türsicherheitsschalter an den Türen sowie mechanischer Blockierung der Löschanlage (mechanisches Blockierventil, auf Stellung abgefragt).

Herr Foddi (Fa. Kraft & Bauer, Holzgerlingen) informiert über das Thema „Automatische Löschanlagen“ zur wirksamen und effektiven Brandbekämpfung. Ausgehend von Brandereignissen und schweren Unfällen beschreibt er Schutzkonzepte von der Branderkennung bis zur Weitergabe der Signale, Anforderung an die Steuerung bis hin zur Auslösung des Löschvorganges. Er geht auch auf das Thema Magnesium ein und hebt für diesen Fall die hohe Qualität der Elemente einer Löschanlage hervor, ausgehend von der sicheren Branderkennung bis hin zum Einsatz eines geeigneten Löschmittels für Leichtmetallbrände und natürlich auch der Druckentlastungs- und Luftabsperrklappe.

Im Kontrast hierzu zeigt Herr Siemers (Fa Rippert) wirksame Brandschutzkonzepte zum Thema Lackieranlagen auf. Er geht auf die bestehenden gesetzlichen Rahmenbedingungen sowie Brandgefahren in Lackieranlagen ein. Er beschreibt Schutzkonzepte in Automatik Lackierkabinen und auch Pulverbeschichtungs- und Tauchlackieranlagen. Weiterhin geht er auch speziell auf die praktische Umsetzung der Schutzkonzepte im Fokus Explosionsschutz ein.

Herr Seybold (Fa. Büchel, Asselfingen) stellt als passive Schutzsysteme sogenannte „Flammensperren“ gegen Flammendurchtritte in die Zentralanlage einer Absaugung vor. Die Entwicklung solcher Flammensperren bezeichnet er als extrem „tricky“, da nur ein sehr geringer Druckverlust/Strömungswiderstand sowie gleichzeitig effektive Brandvernichtung gewährleistet sein muss. Eine Energieversorgung bzw. Anbindung an die Maschinensteuerung ist nicht erforderlich und eine gute Vorabscheidung eintretender Öle/Schmutz in die Rohrleitungen ist ebenfalls gewährleistet.

Herr Foddi (Fa. Kraft & Bauer, Holzgerlingen) präsentiert eine flammlose Druckentlasungseinrichtung. Die Entwicklung bezeichnet er als ebenso kniffelig, da die Druckentlastung bisheriger Systeme mit z.T. heftigen Flammenaustritten im Dachbereich der Maschine erfolgt. Das neue Modell schafft es, über rein mechanische konstruktive Eigenschaften flammlos zu entlasten. "Eine Energieversorgung bzw. Anbindung an die Maschinensteuerung ist ähnlich wie bei der Flammensperre nicht erforderlich", meint Herr Foddi.

Herr Wandt (Fa. Inburex, Hamm) stellt die Ergebnisse des BGHM Forschungsprojekts „Prüfstand Flammensperre“ vor. Er beschreibt den Prüfstand und die Messtechnik zur Durchführung von Versuchen unter praxisnahe Bedingungen. Weiterhin präsentiert er die Ergebnisse der Erforschung der Brandereignisse und der Entwickung und Prüfung von Schutzsystemen gegen Flammenaustritt auf dem bisher weltweit einzigen Prüfstand dieser Art. Damit können Unfälle infolge der in der Praxis auftretenden Phänomene wie Rückzündung und Flammenaustritte aus Öffnungen und Spalten wirksam verhindert werden.

Herr Haist (Fa. Camfil, Tuttlingen) geht in seinem Vortrag auf Absauganlagen für Ölbearbeitung aber auch Trockenbearbeitung und MMS sowie die Magnesiumbearbeitung ein. Hierzu stellt er die unterschiedlichsten Brandschutzkonzepte vor, welche maßgeschneidert auf die einzelnen Verfahren angepasst wurden. Den Teilnehmern wurde ein umfassender Überblick über die Einsatzbereiche von Absauganlagen bei den verschiedensten Prozessen der spanenden Metallbearbeitung gewährt.

Herr Werner (IFA Sankt Augustin) rundet die Veranstaltung mit dem Themenblock "Anforderungen an die Steuerungstechnik" ab. Er stellt die Ergebnisse des gemeinsames Industrieprojekts der BGHM und dem Institut für Arbeitsschutz bezüglich "Schnittstelle Werkzeugmaschine Löschanlage" zu den Anforderungen der DIN EN ISO 13849 "Sicherheit von Maschinen - Sicherheitsbezogene Teile von Steuerungen" vor.

Basis dieser Untersuchungen waren die Erkenntnisse aus zahlreichen Betriebsberatungen gemeinsam mit der BGHM bei den Unternehmen vor Ort. "Das vorgestellte Beispiel findet mittlerweile in der Praxis breite Anwendung", sagt Herr Christian Werner.

Ausgehend von der Bewertung der möglichen Brandszenarien "Brand", "Durchzündung" und "Rückzündung" präsentiert er ein Konzept im Rahmen mehrerer Blockschaltbilder, in denen die erforderlichen Sicherheitsfunktionen abgebildet sind und somit eine Löschung des Brandes sowie eine Brandausbreitung wirksam verhindert werden kann. Ausgehend von der Gefahrensituation Brand, Durchzündung und Rückzündung wird eine Steuerungstechnische Lösung aus der betrieblichen Praxis vorgestellt. Auf die Möglichkeit zur Prüfung solcher Systeme wurde ebenfalls verwiesen.

In seinem Schlusswort hebt Herr Dr. Umbreit die Notwendigkeit zur Durchführung von Forschungs- und Industrieprojekten sowie die Einbringung der Ergebnisse in die internationale Normung hervor. "So können diese Innovationen bereits bei der Konstruktion der Produkte einfließen und somit maßgeblich zur Verbesserung der Sicherheit am Arbeitsplatz beitragen. Deshalb ist es wichtig, dass die Träger der gesetzlichen Unfallversicherung auch in Zukunft den betroffenen Unternehmen durch ihre präventive Forschung und Beratung unterstützend zur Seite stehen", hebt Herr Dr. Umbreit hervor.

Termin(e):

05. Juli 2018

Veranstaltungsort:

Welcome Kongresshotel Bamberg
Mußstr. 7
96047 Bamberg