Ergonomische Faktoren – Ergonomisches Arbeiten

Praxisbeispiel

Ergonomische Hilfsmittel erleichtern physische Arbeit auf dem Bau. So sind Knierollwagen oder Kniesitze eine ergonomische Unterstützung für Fliesen- und Bodenleger. Häufig werden diese Unterstützungen nicht angeboten oder die zur Verfügung gestellten Geräte nicht genutzt.

Ein Bodenleger ist durch häufige Knieschmerzen in seiner Arbeitsmenge stark eingeschränkt. Durch die in der Arbeit erzeugten Schmerzen ist er auch in der Freizeit nicht mehr fähig, ausgleichenden Sport zu treiben. Der Chef beobachtet, dass sein langjähriger Mitarbeiter beim Positionswechsel (vom Aufstehen zum Knien und umgekehrt) das Gesicht verzieht und manchmal stöhnt. Die Führungskraft spricht den Mitarbeiter nach Krankschreibungen an, ob es Probleme bei der Arbeit gibt, die man gemeinsam beheben könnte. Da es ein gutes Vertrauensverhältnis gibt, offenbart sich der Mitarbeiter.


Mögliche Gefährdungen

Langfristig kann Arbeiten in Knien zu Schäden in den Knien und im Extremfall sogar zu einer Berufskrankheit Gonarthrose führen. Dies beeinträchtigt Gesundheit und Wohlbefinden der Mitarbeitenden. In der Folge kann die Arbeitsfähigkeit und das gesundheitsförderliche Freizeitverhalten reduziert werden. Wenn ergonomische Hilfsmittel nicht genutzt werden, kann dies zu physischen und psychischen Beeinträchtigungen führen.


Schutzziele

Die Nutzung ergonomischer Hilfsmittel erleichtert einerseits die physische Arbeit. Die Erfahrung bei der Gestaltung des eigenen Arbeitsplatzes mitwirken zu können, erhöht das Selbstwirksamkeitserleben.


Beispielhafte Maßnahmen

In der Reihenfolge S-T-O-P soll geprüft werden, ob es passende Maßnahmen zum Schutz vor einer Gefährdung gibt.

Substitution

  • Überprüfen, ob die Leistung auch mit (teilweiser) industrieller Vorfertigung erbracht werden kann.

Technische Maßnahmen

  • Anschaffung ergonomischer Hilfsmittel, die unter den gegebenen Bedingungen gut anwendbar sind.
  • Bereits bei der Anschaffung sind die Mitarbeitenden miteinzubeziehen, da nicht jedes Hilfsmittel für jeden gleich gut geeignet ist.

Organisatorische Maßnahmen

  • Bei der Einführung von ergonomischen Hilfsmitteln ist auf die Beteiligung der Mitarbeitenden sowie auf eine professionelle und individualisierte Einführung derselben zu achten, um die Akzeptanz bei den Mitarbeitenden zu ermöglichen.
  • Werden die Hilfsmittel für mehrere Mitarbeitende angeschafft, sind alle in die Auswahl sowie in die Einweisung miteinzubeziehen.
  • Die Übung zur Nutzung der Hilfsmittel bei der Arbeit sollte unter professioneller Aufsicht ausgeführt werden und es muss ausreichend Zeit zur Verfügung stehen, um eine dauerhafte Verwendung der Hilfsmittel zu gewährleisten.

Personenbezogene Maßnahmen

  • Bei ergonomischen Hilfsmitteln ist es wichtig, dass diese zur jeweiligen Person passen. In der Anfangszeit ist es sinnvoll sich zur Anwendung zu "überwinden", so dass mit der Zeit auch ein Gewöhnungseffekt eintreten kann.