Endlich war es wieder so weit. Nach 3 Jahren coronabedingter Pause trafen sich 60 Expertinnen und Experten aus der Exposivstoff-Industrie am 22.09. und 23.09.2022 in Bremerhaven. Der vom Sachgebiet "Explosionsgefährliche Stoffe" organisierte Erfahrungsaustausch fand bei den Teilnehmenden wieder großen Anklang. Diese kamen aus dem gesamten Bundesgebiet in die Hafenstadt an der deutschen Nordseeküste. Der Teilnehmerkreis setzt sich sowohl aus Personen von Betrieben der herstellenden Sprengstoff- und Pyrotechnik-Industrie, aus Interessenverbänden sowie aus Behörden der Länder und der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) zusammen.
Der erste Veranstaltungstag wurde im Atlantic Hotel Sail City zum regen Austausch verschiedenster aktueller Themen aus der Branche genutzt. So berichtete Frau Dr. Silke Schwarz von der BAM z. B. über Messungen von elektrostatischer Empfindlichkeit von Explosivstoffen. Ziele sind hier das Erstellen von grundlegenden Daten und Informationen für die gesamte Branche, um bestehende Lücken im Regelwerk zu schließen und der Branche weitere Hilfestellungen beim Umgang mit Explosivstoffen zur Vermeidung von Unfällen durch Elektrostatik zu geben. Wie mit zum Teil neuen und erhöhten Grenzwertvorgaben umzugehen ist, wurde in verschiedenen Vorträgen beleuchtet. Herr Walter Panchyrz von der Eurodyn Sprengmittel GmbH zeigte, wie man in Abstimmung mit den zuständigen Behörden bzw. der Berufsgenossenschaft Lösungen finden kann.
Herr Dr. Frederick Flach von MSW-Chemie konnte für den Anwendungsbereich des Kalibergbaus nachweisen, dass eine neuentwickelte Rezeptur zu einer Verringerung der Schadstoffe beim Sprengen unter Tage führt und somit einen erheblichen Beitrag zum Einhalten der neuen EU-Grenzwerte leistet. Eine historische Einordnung der elektrischen Anzündung gab Herr Marc Speer (Speer Pyrotechnik). Sein Vortrag beleuchtete den Ursprung der elektrischen Anzündung und konnte die Entwicklung in die Gegenwart und auch den Blick in die Zukunft anschaulich vermitteln. Gerade im Bereich der Pyrotechnik hat REACH-Verordnung (das Chemikaliengesetz für Europa) großen Einfluss auf die Zusammensetzung der pyrotechnischen Mischungen bzw. pyrotechnischen Sätze.
Den Teilnehmenden konnte Herr Christian Schargen (WECO Feuerwerk) einen umfangreichen Überblick und wertvolle Diskussionsansätze für die juristischen Einordnungen (z.B. wie ist der Begriff „Erzeugnis“ definiert und wie ist er im Bereich der Pyrotechnik anzuwenden) geben. Weitere Themenfelder waren die Ausbildung und Qualifizierung von Beschäftigten vor dem Hintergrund der staatlich anerkannten Lehrgängen, die Sicherheitsbetrachtungen bei der Herstellung von Explosivstoffen / Pyrotechnik, die (visuelle) Vorführung eines sicherheitstechnischen Experiments zur sympathetischen Reaktion pyrotechnischer Sätze, die Betrachtung und Bewertung von pyrotechnischen Reaktionsprodukten (Indoor vs Outdoor), die Klassifizierung von Feuerwerk in Metallkäfigen sowie Informationen zum aktuellen Unfallgeschehen in der Branche.
Am zweiten Veranstaltungstag lud die WesCom Signal & Rescue GmbH die Teilnehmenden zu einem Rundgang durch die weitgehend automatisierte Produktion verschiedenster Produkte ein. Das Unternehmen stellt pyrotechnische Gegenstände (Signale für die Seenotrettung und pyrotechnische Simulationskörper für den militärischen Bereich) her. Die vom Werksleiter John Michaelis hervorragend organisierte Betriebsbesichtigung endete am Abbrennplatz mit einer Vorführung der unterschiedlichen Produkte des Unternehmens. Nach einem Imbiss konnten die Teilnehmenden gestärkt und mit vielen neuen interessanten Eindrücken den zum Teil langen Heimweg antreten.