Die gesetzliche Unfallversicherung veröffentlicht ihre Jahresbilanz 2022. Darin spiegeln sich erneut die Auswirkungen der Pandemie wider. Die Anerkennungen von Berufskrankheiten waren so hoch wie nie. Denn zu ihnen zählen auch Corona-Erkrankungen aus dem Gesundheitswesen. Auch stiegen die Wegeunfälle. Besonders die Beteiligung einer Gruppe macht der Unfallversicherung Sorgen.
Rund 120 Millionen Versicherungsverhältnisse in rund 3,8 Millionen Unternehmen und Einrichtungen registrierten die Berufsgenossenschaften und Unfallkassen in 2022. Die Menschen hinter diesen Zahlen sind unter anderem Arbeitnehmende, Personen im Ehrenamt, Ersthelfende sowie Schülerinnen und Schüler, Kitakinder und Studierende. Sie alle sollen gesund arbeiten und lernen und möglichst keine Unfälle dabei erleiden. Um sie darin zu unterstützen, wendeten die Berufsgenossenschaften und Unfallkassen im Jahr 2022 rund 1,3 Milliarden Euro für Präventionsleistungen auf. 5,3 Milliarden Euro kamen Menschen zugute, die Heilbehandlung und Rehabilitation benötigten. Weitere 6,1 Milliarden Euro flossen in Renten oder andere finanzielle Kompensationen.
Die gesetzliche Unfallversicherung investiert viel in Prävention, dennoch geschehen Unfälle. In 2022 gab es jedoch auch positive Entwicklungen: So gab es 2,3 Prozent weniger Arbeitsunfälle als im Jahr 2021. "Das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung", sagt Dr. Stefan Hussy, Hauptgeschäftsführer der DGUV. "Mittlerweile können wir von einem Trend sprechen und annehmen, dass neue Arbeitsformen, wie die mobile Arbeit und das Homeoffice, dafür verantwortlich sind." Ebenfalls rückläufig waren die Todesfälle aufgrund einer Berufskrankheit oder eines Arbeitsunfalls. Blickt man auf die Kinder und Jugendlichen, ergibt sich auf den ersten Blick ein anderes Bild. Die Schülerunfälle stiegen um gut 50 Prozent. Grund dafür dürfte sein, dass die Bildungseinrichtungen nicht wie in den Vorjahren für längere Zeit geschlossen waren. Die Unfälle bleiben trotzdem unter den Unfallzahlen aus den Vor-Corona-Jahren 2018 und 2019.
Auf ein Rekordhoch stiegen jedoch die Verdachtsanzeigen und Anerkennungen von Berufskrankheiten. Grund dafür war Covid-19. Insgesamt gingen 370.141 Anzeigen auf Verdacht einer Berufskrankheit ein. Das sind 62,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch die Anerkennungen stiegen um mehr als 60 Prozent auf 199.542 Fälle. Damit wurden verglichen mit 2021 fünfmal so viele Verdachtsanzeigen bestätigt. Rund 180.000 von ihnen entfielen auf Covid-19. "Versicherte können sich auf den Schutz durch die gesetzliche Unfallversicherung verlassen. Wir kümmern uns um die medizinische, berufliche und soziale Rehabilitation der Menschen", erklärt Hussy.
Während die Zahl der Arbeitsunfälle sank, stieg die Zahl der Unfälle auf den Wegen von und zur Arbeit wieder leicht an. Vor allem der Anteil an Fahrradunfällen macht der gesetzlichen Unfallversicherung Sorgen. Mittlerweile ist jeder fünfte Wegeunfall einer mit dem Fahrrad. Auch bei den Elektrokleinstfahrzeugen, wie E-Rollern, sehen wir einen beunruhigenden Trend. Seit wir 2020 begonnen haben, diese gesondert zu erfassen, hat sich ihre Zahl fast versiebenfacht“, erklärt Hussy. Auch die Unfälle auf dem Weg zur Schule, Hochschule oder Kita stiegen deutlich um 41,8 Prozent auf 88.718 an. Sie bleiben jedoch unter der Zahl von 2019.
Jahresbilanz 2022 der Berufsgenossenschaften und Unfallkassen
Pressemitteilung "Corona ist Grund für Allzeithoch bei den Berufskrankheitenzahlen"